Für mich ist das Museum für Völkerkunde ein besonderer Ort der Kindheit. Immer wieder besichtigten mein Bruder und ich mit unserem Großvater das Museum. Mein Großvater liebte Afrika, die Weite Tansanias und das Volk der Massai, und all das zeigte er uns dort. Solche Orte des Kontaks und der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen sind heute wichtiger denn je. In Berlin habe ich gestern die Bauarbeiten am Humboldt-Forum, dem alten Stadtschloss, gesehen. Dort entsteht ein international weithin beachteter Ort, um "die Verflechtungen in der Welt (zu) erkennen, Fremdes im Eigenen und Eigenes im Fremden (zu) entdecken – dazu lädt das Humboldt Forum ein. Besucher können in Ausstellungen und Veranstaltungen schon jetzt die Welt als Ganzes erforschen, erleben und verstehen." Auch das Museum für Völkerkunde ist ein solcher Ort. Auch dieses Museum muss sich immer wieder neu erfinden. Inhaltlich. Museumspädagogisch. Beim Denken und Nachdenken. Insoweit begrüße ich die Neukonzeption des Museums für Völkerkunde. Aber der Wegfall des alten Namens, die Bezugnahme auf den Stadtteil Rotherbaum (statt auf die weite Welt) und das neue Schlagwort (Akronym) - das ist Murx. Damit macht man sich kleiner, als man ist. Ich bin mir sicher, dass in zehn oder zwanzig Jahren der Name auch offiziell wieder "Museum für Völkerkunde" lauten wird, vielleicht mit einem Zusatz (... "und Verständigung", "und Weltkultur", "und Kulturgeschichte" o.ä.). Auch der Webauftritt überzeugt mich nicht: Da ist - Stand heute - kein überzeugender Neuansatz erkennbar, keine "Neuausrichtung im Denken". Zwar findet sich irgendwo unten eine Seite "Leitbild", aber das ist alles recht dünn. Schade! Denn dem Museum für Völkerkunde ist eine große Zukunft (mit vielen faszinierten Besuchern, so wie ich seit vielen Jahren) zu wünschen. Wir sollten in Hamburg auch darüber nachdenken, wie wir die (kultur-)historischen Schätze der Stadt, d.h. des Museums für Völkerkunde, aber auch der naturhistorischen und der archäologischen Sammlungen, bestmöglich darstellen und der Öffentlichkeit und auch Touristen zugänglich machen können. Hier drängen sich Museumskooperationen förmlich auf.
Mögen viele Gäste kommen. Das Verständnis für andere Kulturen sicherzustellen, ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Völkerverständigung und Frieden beginnen hier! |
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